Kolumne

High performance vs. easy going

Der jungen Generation sagt man nach, sie sei nicht mehr leistungsbereit. Berufsanfänger wollten nur noch Teilzeit arbeiten und fragten gleich beim Vorstellungsgespräch nach den Urlaubstagen. Das ist älteren Managern mit 70-Stunden-Woche äußerst suspekt. Wer etwas bewegen wolle, müsse bereit sein, viel zu arbeiten, heißt es. Oder: Das Arbeitsleben sei kein Kindergeburtstag. Und ja, es stimmt, dass außergewöhnliche Ziele auch außergewöhnlichen Einsatz erfordern: Wer den Mount Everest besteigen, allein um die Welt segeln oder Bundeskanzlerin werden möchte, schafft das nur unter Aufbietung aller Kräfte. Und auch ein mittelständisches Unternehmen leitet man nicht nebenbei. Wer sich für so eine Aufgabe entscheidet, stellt Familie, Freunde und Hobbys eindeutig in die zweite Reihe. Um solche „Mammutaufgaben“ geht es bei den meisten Jobs aber gar nicht. Für mich ist es gleichermaßen unsinnig, allein das pausenlose Arbeiten oder das süße Nichtstun zu idealisieren. Wir sind nun mal nicht alle gleich. Während die eine mit der Arbeit – koste es, was es wolle – nicht aufhört, bevor sie absolut perfekt erledigt ist, hat der andere auch seine Familie, sein Privatleben und vor allem die eigene Gesundheit im Blick. Was die Folge von „Zuviel des Guten“ sein kann, zeigt die Burn-Out-Statistik. Daher sollte es jeder für sich selbst entscheiden, was er oder sie will. Ein Top- Management-Job oder eine Startup-Gründung gehen kaum in Teilzeit. Aber niemand kann mich zwingen, so eine Aufgabe zu übernehmen. Wenn mir meine Familie genauso wichtig ist, wie mein Job, muss ich mir ein passendes Umfeld suchen. Auf der anderen Seite brauchen wir Leistungsträger. Es wäre schade, wenn wir diejenigen ausbremsen, die ihre ganze Kraft einsetzen wollen. High Performance vs. Easy Going muss also kein Gegensatz sein. Es gibt Platz für beides auf der Welt – und manche schaffen es vielleicht sogar, beide Seiten der Medaille zu leben.

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