Kolumne

Wir haben keine Leute

Kennt ihr das auch: Euer Zahnarzt hat eine Bandansage laufen, und fordert euch auf, auch im Notfall zu einem Kollegen zu gehen, da er aufgrund von Personalmangel den Empfang nicht besetzen kann. Wenn ihr am Mittwochnachmittag zu eurer Apotheke wollt, steht ihr vor verschlossener Tür. Personalmangel. Eure Heizung kann dieses Jahr nicht mehr gewartet werden. Personalmangel. Euer Lieblingsrestaurant macht jetzt nur noch abends auf. Personalmangel. Der Antrag für den Umbau eurer Garage liegt schon seit sechs Monaten bei der Behörde. Bei eurer Nachfrage bekommt ihr das Feedback: „Wir haben keine Leute. Da müssen Sie leider noch etwas warten!“ Ich frage mich schon seit langem: Wo sind die alle hin? Liegt es nur daran, dass die Babyboomer zunehmend in Rente gehen, und nicht genügend junge Arbeitskräfte nachrücken? Oder sind alle unsere Fachkräfte nach Australien ausgewandert? Wenn der Mangel nur in bestimmten Bereichen auftreten würde, könnte man davon ausgehen, dass die Leute einfach den Beruf gewechselt haben. Aber so einfach ist es nicht. Der Arbeitskräftemangel scheint sich quer durch alle Branchen zu ziehen. Was also tun. Sollten wir wieder viel mehr arbeiten? Teilzeitarbeit abschaffen und alle wieder 48 Wochenstunden in die Firma? Das wäre wohl keine gute Idee. Burnout ist
keine schöne Krankheit. Aber ich habe da einen Vorschlag: Was haltet ihr davon, wenn wir die Arbeitszeit für Formulare, Zertifizierungen und Abstimmungsrunden halbieren – und für ein Jahr keine neuen Vorschriften und Gesetze produzieren. Eine echte Entbürokratisierung könnte sehr viel Zeit und kreatives Potential freisetzen – und das, ohne eine einzige neue Arbeitskraft einzustellen. Die, die bereits da sind, würden ihre Arbeitszeit nur sehr viel sinnvoller einsetzen.

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