Kolumne

Wird alles immer schlimmer?

Kolumnist Michael Otterbein

Wer den Fernseher einschaltet oder die Zeitung aufschlägt – vom Internet ganz zu schweigen, sieht eine Katastrophenmeldung nach der anderen. Kriege, Krankheiten, Umweltzerstörung und die allgegenwärtige Klimakrise. Außerdem werden unsere Politiker immer korrupter und selbstsüchtiger – vom Vormarsch der organisierten Kriminalität ganz zu schweigen. Was trotzdem noch funktioniert, wird von einer wild wuchernden Bürokratie erstickt. Kein Wunder, dass ein großer Teil der Deutschen der Meinung ist, die Welt würde immer schlimmer.

Doch Stopp! Denkt doch mal nach, in welcher Zeit ihr gerne anstatt der Gegenwart leben würdet? In den „goldenen“ 1920ern, im Mittelalter oder doch gleich bei den alten Römern? Vorsicht! In früheren Zeiten gab es mindestens so viele Kriege wie heute. Fast alle Staaten waren von Despoten oder absoluten Monarchen regiert. Sklaverei und Leibeigenschaft waren an der Tagesordnung und gegen Krankheiten gab es nur wenige Mittel. Betrachtet man die Welt durch die Brille der Statistik zeigt sich, dass vieles deutlich besser geworden ist. Es gibt heute weniger Arme, weniger Krankheit, weniger Hunger, und weniger Analphabetismus als noch vor 30 oder 50 Jahren. Der Wissenschaftler Hans Rosling belegt mit solchen Zahlen sogar, dass die Welt im Gegenteil immer besser wird.

Ist also alles in Butter? Das wäre eine ebenso verzerrte Sichtweise. Natürlich gibt es nach wie vor Ungerechtigkeiten, Grausamkeiten und ungelöste Probleme. Vor denen sollten wir nicht die Augen verschließen, uns aber auch nicht darauf fokussieren. Das hilft nämlich weder uns noch den Betroffenen. „Die Welt ist wunderbar und verstörend zugleich“, habe ich vor kurzem gelesen. Stimmt! Also lasst uns auf das Wunderbare gucken, um genügend Kraft zur Bewältigung des Verstörenden zu haben. Jeder glückliche Mensch macht die Welt ein kleines Bisschen besser.

Titelbild: cottonbro/pexels
Portrait: Luis Nelsen
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