Karriere

Wie wird man eigentlich Bauchredner?

„Micha“ hatte schon als kleiner Junge Spaß daran, Stimmen nachzumachen und Menschen zu imitieren. Gab es ein Fest in der Schule, war er fest als Showact eingeplant. Diese Leidenschaft setzte sich auch in seiner Jugend fort: Das leicht rollende R von Willy Brandt, den polnischen Akzent von Papst Johannes Paul II. oder den bedachten Tonfall von Altkanzler Helmut Kohl – der Krefelder konnte sie alle. Als es dann darum ging, einen Beruf zu ergreifen, hatte Schmidt die Wahl: Schauspieler oder Lehrer? Am Ende, so glaubte er damals, entschied er sich für den bodenständigeren Weg und studierte Theologie und Germanistik auf Lehramt. Eine kreative Ader aber lässt sich nicht so einfach kappen, und so öffnete sich sein künstlerischer Kanal bald erneut. Anfangs trat er nur mit Stimmimitationen auf. Als er denn einmal eine kleine Ente als Bauchrednerpuppe in die Hand bekam, war das ein unerwartet großer Erfolg. „Das war der Beginn!“, erinnert sich der 71-Jährige. „Das Feedback aus dem Publikum war toll!“

Nach und nach beginnt der Krefelder sein Puppenensemble aufzustocken, und überlegt sich weitere Showelemente. Bis er schließlich eine komplett eigene Show mit Zauberei, Gesang und natürlich Bauchrednerei entwickelt. Zu seinem „Ensemble“ gehören bald der freche Hase Horst, Jazztrompeter Jesse Jazzmann, Storch Fiete, der sich in einen Frosch verliebte und diesen beim Knutschen aus Versehen verschluckte, und der „uralte“ Gustav, bei dessen Geburt es kein Weihnachten und Ostern gab, weil Jesus noch gar nicht geboren war. Um in Form zu bleiben übt Michael Schmidt regelmäßig vor dem Spiegel das lippenlose Sprechen. Vor allem der geschulte Umgang mit Konsonanten wie W, B, F, P ist wichtig, denn sprechen wir diese gewohnt aus, bewegen sich unsere Lippen stark. „Das Wort ,Paris‘ kannst du beispielsweise nicht sagen, in der Bauchrednersprache setzen wir statt dem P also einen Laut ein, der ein bisschen wie eine Mischung aus Ph und Th klingt“, erklärt der Experte. Die Zähne sollten dabei locker aufeinanderliegen. Öffnet man den Kiefer leicht, bewegt sich trotz aller Anstrengung der Mund. „Das ist wirklich reine Übungssache und ich empfehle jedem, der Spaß daran hat, es einfach mal vor dem Spiegel auszuprobieren“, ermutigt Schmidt alle Neugierigen.

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