Kolumne

Wenn das Kind im Brunnen liegt

Ihr kennt das vielleicht? Eigentlich wollt ihr euch mehr bewegen, öfters Sport machen, gesünder essen, euch mehr um eure Familie kümmern. Aber leider kommt immer etwas dazwischen. Eure guten Vorsätze bzw. euer Körper, eine Rechnung präsentiert. So ist es mir Mitte September gegangen. Sport habe ich seit meiner Jugend nur selten betrieben, nur ein bisschen spazieren gehen und ab und zu ein paar Züge schwimmen. Ansonsten viel am Schreibtisch, im Auto und auf der Couch. Nachdem ich vor einigen Wochen ein neues Projekt mit viel Extraarbeit gestartet habe, zeigten sich bei mir bald ein paar Stresssymptome: morgens um 4 Uhr wach werden, nachmittags das Gefühl haben, eine Erkältung zu bekommen, und irgendwo im Körper zwickt es immer. Eines Morgens sagte mein Rücken dann „Stopp“. Jetzt hatte ich plötzlich Zeit, mich mehr zu bewegen, gehe mehrmals die Woche schwimmen, und gönne mir Pausen, wenn ich sie brauche. Das tut mir wirklich gut. Ohne den plötzlichen Schmerz im unteren Rücken hätte ich das bestimmt nicht getan.

Manchmal lernen wir durch Erkenntnis, oft eher durch Schmerzen, sagt man nicht zu Unrecht. Wenn das schon so ist, solltet ihr aber möglichst auf den frühen Schmerz reagieren, und nicht erst dann, wenn schwer zu reparierende Schäden entstanden sind. Wenn das Kind im Brunnen liegt, ist es schwer, es wieder herauszuholen. Besser ist, es früh genug vom Brunnenrand wegzuziehen.

Foto: pexels/Anna Tarazevich
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