Kolumne

Solidarisch oder egoistisch?

Ist der Mensch im Grunde gut oder böse? Diese Frage wird oft gestellt und kontrovers diskutiert. Was wirklich hinter unserem Alltagsverhalten steckt, wird dabei oft erst in Krisensituationen sichtbar – wie jetzt bei der schrecklichen Hochwasserkatastrophe. Schon als das Wasser an Ahr, Wupper und Erft noch rasant stieg, Häuser mitriss und Menschen ertrinken ließ, kamen über die Medien Meldungen über Helfer und Plünderer. Wobei die Berichte über eine sehr große Hilfsbereitschaft in den Folgetagen zum Glück mehr als überwogen. Spontan setzten sich Landwirte, Bauunternehmer und Feuerwehrleute auf ihr schweres Gerät und fuhren in die Hochwassergebiete. Dazu kamen und kommen viele Freiwillige, die vor Ort Schlamm schippen und Müll wegräumen. Auch jetzt noch treffen Spendenaufrufe auf ein überwältigendes Echo. Solidarität scheint aus unserer so oft als „egoistisch“ verschrieenen Gesellschaft also nicht verschwunden zu sein.

Menschen können sowohl solidarisch als auch egoistisch sein – und das manchmal sogar in einer Person. Psychologen sprechen daher auch vom Menschen als kooperativen Egoisten. Mitmenschen – oder auch anderen Lebewesen – in Not zu helfen, ist den meisten von uns ein intuitives Bedürfnis. Dass der eigene Nutzen dabei nicht dauerhaft in den Hintergrund treten kann, ist allein schon dem evolutionären Überlebenswillen geschuldet. Zum Glück schafft es die große Mehrheit, Solidarität vor Egoismus zu setzen.

Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder Zeitgenossen, die versuchen, die Krise für sich auszunutzen – wie zum Beispiel die Krefelder, die schnell mal ihren Keller entrümpelten und ihren Schrott einem Obdachlosencafé als Hilfsgüter unterjubelten. Was ist also die Antwort auf die Eingangsfrage? Beides!

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